Notfall-Leitsymptom „Dyspnoe"

Praxis-Depesche 9/2016

Schlimmer als Angina pectoris!

Die präklinische Notfallmedizin ist von zahlreichen Algorithmen geprägt, die das diagnostische und therapeutische Vorgehen bestimmen. Wie man mit Patienten mit primärer Dyspnoe umgeht, findet man in den Leitlinien allerdings selten. Das ist bedauerlich, denn nun stellte sich heraus, dass die Dyspnoe bei Verdacht auf Myokardinfarkt ein schlechteres Outcome vorhersagt als eine primäre Angina pectoris.

Von über 23 000 elektronisch an ein kardiologisches Zentrum übermittelten EKG von Patienten mit Verdacht auf Myokardinfarkt wurden 17 398 in die Untersuchung eingeschlossen. 70% von ihnen litten an Brustschmerzen, 8% an Dyspnoe, 20% wiesen andere Symptome auf und 1% hatten einen plötzlichen Herzstillstand.
Die Patienten mit primärer Dyspnoe wiesen in der Folge eine deutlich erhöhte 30-Tages- Mortalität im Vergleich zu jenen auf, deren Leitsymptom der Brustschmerz war (13 vs. 2,9%). Auch nach vier Jahren war dieser signifikante Unterschied noch nachweisbar (50 vs. 20%). Ein Myokardinfarkt konnte bei 8,3% der Dyspnoe- und bei 19% der Brustschmerz-Patienten nachgewiesen werden. Auch bei erwiesenem Infarkt war das Outcome beim Leitsymptom „Dyspnoe“ wesentlich schlechter.
Dem Notfall-Symptom „Dyspnoe“ muss also besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da es zu einem überdurchschnittlich schlechten Überleben führt – unabhängig davon, ob tatsächlich ein Herzinfarkt zugrunde liegt oder nicht. Wenn auch noch nicht validiert, so schlagen die Autoren folgende, über die Auskultation und das EKG hinausgehende Maßnahmen bei Notfall-Patienten mit Dyspnoe vor: Point-of-care-Biomarker wie BNP, Sonographie und CPAP mit Sauerstoffgabe. CB
Quelle:

Bøtker MT et al.: Dyspnea, a high-risk symptom in patients suspected of myocardial infarction ... Scand J Trauma Resusc Emerg Med 2016; 24: 15

ICD-Codes: R06.0

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x