Bewusstlos in der Notaufnahme

Praxis-Depesche 10/2014

Schnelle Diagnose des reversiblen Komas

Ein Koma kann zahlreiche Ursachen haben. Diagnose und Therapie müssen schnell gefunden werden, damit aus einem reversiblen Koma keine irreversible Schädigung resultiert. Folgender Algorithmus kann dabei unterstützen.

Patienten mit Bewusstseinstrübung bis hin zum kompletten Verlust des selbigen sind in der Notfallmedizin häufig. In diesen Fällen gilt es, schnellstmöglich die drei wesentlichen Ätiologien des Komas zu differenzieren: strukturelle Hirnschädigung, diffuse neuronale Dysfunktion oder psychiatrische Genese. Strukturelle Schädigungen können z. B. verursacht sein durch: intrakranielle Raumforderungen, erhöhter Hirndruck, sub-/epidurale Hämatome oder intrazerebrale Blutung, ischämischer Apoplex, Sinusvenenthrombose, Sepsis oder ZNS-Infektionen. Diffuse Neuronenschäden entstehen z. B. durch: Hypo- oder Hyperglykämie, Niereninsuffizienz, hepatische Enzephalopathie, Hyperthyreose, Nebennieren-/Hypophysenprobleme, zahlreiche Toxine (von Sedativa bis Herbizide). Um sich der Ursache des Komas zu nähern, empfehlen die Autoren folgendes Vorgehen: Zunächst Stabilisierung der Vitalfunktionen, dann initiale Untersuchung. Bei wahrscheinlicher struktureller oder traumatischer Ursache oder Unsicherheit wird eine CCT empfohlen. Bei einer nicht-strukturellen Ursache Beginn der Behandlung der vermuteten Ursache und klinische Überwachung. Verschlechtert sich der Zustand dennoch: CCT. Ergibt das CCT keinen eindeutigen diagnostischen Hinweis, sollte bei Hirnstammzeichen eine CT- oder MRT-Angiographie initiiert werden. Beim Fehlen von Hirnstammzeichen gilt es, folgende Fragen zu beantworten: Benötigt der Patient ein MRT oder eine Gefäßdarstellung? Liegt eine Vergiftung vor? Ist eine Lumbalpunktion oder i.v.-Antibiose dringlich? Ist ein Notfall- EEG angezeigt? Ist eine Hormon- oder Vitamin B1-Supplementation notwendig? Mithilfe dieses (verkürzt dargestellten) Algorithmus ist die Diagnose in den allermeisten Fällen schnell zu stellen und es werden keine seltenen Ursachen übersehen. CB

Quelle:

Edlow JA et al.: Diagnosis of reversible causes of coma. Lancet 2014; Epub Apr 22; doi: 10.1016/ S0140-6736(13)62184-4

ICD-Codes: R40.2

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