KASUISTIK: „Badesalz"-Drogen

Praxis-Depesche 3/2015

Selbsttherapie mit i.v.-Benzos

Bei einer Vergiftung durch synthetische Cathinone wie z. B. MDPV wird Benzodiazepin i.v. empfohlen, um gegen die sympathische Überstimulation vorzugehen. Eine Administration durch den Patienten selbst ist sehr ungewöhnlich.

Ein 27-Jähriger mit bekannter Drogenvorgeschichte wurde unansprechbar aufgefunden und in die Notaufnahme eingeliefert. Er gab an, sich mehrfach das synthetische Cathinon 3,4-Methylenedioxypyrovaleron (MDPV, in der Szene als „Badesalz“ bekannt) injiziert zu haben. Mit starker Agitation, Delirium, Halluzinationen und Selbstmordgedanken wurde er 15 Tage später erneut eingewiesen. Er wurde mit Diazepam und Chlorpromazin sediert, woraufhin Hallizinationen und Selbstmordgedanken verschwanden. Nach eigener Aussage hatte sich der Patient in der vergangenen Woche erneut mehrmals MDPV injiziert und versucht, den Effekten der Droge mit diversen Benzodiazepin-Injektionen entgegenzuwirken.
Bei der ersten Aufnahme fand man im Urin MDPV (55 ng/ml) und Alprazolam (114 ng/ml) mitsamt Metaboliten. Der Urin der zweiten Untersuchung enthielt MDPV (35 ng/ml), Alprazolam (10 ng/ml), Temazepam (170 ng/ml), Chlordiazepoxid (13 ng/ml) und Diazepam (1,3 ng/ml).
MDPV wirkt ähnlich wie Metamphetamin und MDMA und führt innerhalb von 5 - 30 min u. a. zu Halluzinationen, Unruhe, Psychose, Bewegungsstörungen, Tachykardie und Hypertonie. OH

Quelle:

Bertol E et al.: A mixed MDPV and benzodia­zepine intoxication in a chronic drug abuser: determination of MDPV metabolites and discussion of the case. Forensic Sci Int 2014; 243: 149-55

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