Für viele Patienten fühlt sich das Stellen einer Dauerdiagnose wie Typ-1-Diabetes so an, als hätten sie damit eine unsichtbare Linie überschritten, bei der es kein Zurück mehr gibt: Ab dann ist der Diabetiker in der Arzt-Praxis nur noch der „Patient“ – noch schlimmer, ein Patient, der unter Diabetes „leidet“. Patienten möchten aber nicht leiden, sie möchten ihre Erkrankung in den Griff bekommen.
Auch Ärzte möchten, dass Patienten ihre Erkrankung in den Griff bekommen. Dann in Anbetracht des HbA1c zu fragen, ob man „gut kontrolliert“ sei, kann man als Patient auch als Affront gegen seinen Geisteszustand verstehen. Hier gilt es also, bei der Wortwahl sensibler zu sein – ein Beispiel: „Hatten Sie zuletzt Schwierigkeiten mit der Einstellung Ihres Blutzuckers?“ Man hörte auch schon von Patienten mit COPD, die vom Arzt als „COPDisten“ betitelt wurden – so kommt ein Vertrauensverhältnis nicht zustande. Wird der Patient dann noch gefragt, wie viele „Exazerbationen“ er im vergangenen Monat gehabt habe, wird man in große, verständnislose Augen blicken.
Sprache ist eben wichtig, denn sie setzt den Rahmen dafür, wie Patienten ihre Erkrankung und auch ihren Arzt erleben. CB