Eine junge Mutter sitzt mit dem Rücken am Gitterbett des Kindes verzweifelt auf dem Boden und hält die Hände vors Gesicht.

Kasuistik: Stellvertreter-Hypochondrie

Praxis-Depesche 7/2023

Krank vor Sorge

Die Patientin: Eine 28-jährige Mutter, der ein Fleck auf dem Rücken ihres Sohnes keine Ruhe ließ.

Präsentation: Die Patientin war Mutter von drei Söhnen (sieben bzw. vier Jahre sowie 15 Monate alt). Sie klagte über ständige Sorge um die Gesundheit ihres jüngsten Kindes. Ihre Sorgen begannen, als sie einen Fleck auf dem Rücken ihres Sohnes bemerkte, der den Verdacht aufkommen ließ, dass ihr Sohn an einer schweren Krankheit leiden könnte. Daraufhin suchte sie zahlreiche Arztpraxen verschiedener Fachrichtungen auf, um den Gesundheitszustand ihres Sohnes zu überprüfen – zunächst waren es etwa drei Konsultationen pro Monat, später bis zu vier an einem Tag. Da bei einem der Besuche ein mögliches McCune-Albright-Syndrom (MCAS) diskutiert wurde (ein seltenes neurokutanes Syndrom, das durch hellbraune Pigmentflecken und Störungen des Knochenstoffwechsels gekennzeichnet ist), konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Patientin auf diese Erkrankung.

Über einen Zeitraum von fünf Monaten suchte die Patientin u. a. pädiatrische, dermatologische, neurologische, endokrinologische und orthopädische Fachärzt:innen auf. Ein gesundheitliches Problem bei dem Kind konnte jedoch nicht festgestellt werden, was die Mutter allerdings nicht beruhigte. Auf den Rat eines Verwandten hin, wandte sich die Patientin schließlich an die psychiatrische Klinik des Autorenteams.

Diagnostik und Therapie: Im Rahmen der psychiatrischen Behandlung begann die Patientin mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) und wurde auf Escitalopram 20 mg eingestellt, woraufhin sich die Stimmung der Patientin in den ersten Wochen leicht besserte und ihre Angstzustände etwas zurückgingen. Danach verschlechterte sich das Ansprechen und die Patientin erlitt trotz Erhöhung der Medikamentendosis einen Rückfall. Daraufhin wurde ein einmonatiger Therapieversuch mit Venlafaxin 75 mg 2 × tgl. plus bedarfsweise Propranolol 10 mg gestartet. Der Zustand der Patientin verschlechterte sich weiter und sie unternahm einen Suizidversuch. Zudem machte sich die Patientin nun auch Sorgen um den Gesundheitszustand ihres älteren Kindes. Daher wurde Propranolol durch Risperidon 1 mg 2 × täglich ersetzt, etwas später wurde die Therapie durch Fluoxetin ergänzt.

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