Weitreichender als gedacht

Praxis-Depesche 3/2017

Stoffwechseleffekte der Pille

Offensichtlich beeinflusst die Pilleneinnahme nicht nur einzelne bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren, sondern weite Bereiche des gesamten Stoffwechsels. Das belegen die Laborauswertungen einer finnischen Längsschnittstudie.

Aus drei finnischen Studienkohorten lagen Daten zum metabolischen Profil und zur Verhütungspraxis von insgesamt 5841 Frauen vor. 19% von ihnen nahmen kombinierte hormonelle Kontrazeptiva (COC) ein, 9% verhüteten mit einem reinen Gestagenpräparat (progestin- only = POC) wie IUD oder Minipille.
65 von 75 gemessenen Stoffwechselparametern zeigten einen hochsignifikanten Zusammenhang mit der Verwendung von COC. Die Konzentration aller Lipoprotein-Subklassen war erhöht. Die stärksten Assoziationen fanden sich bei den HDL-Fraktionen und der Untergruppe der sehr kleinen VLDL-Partikel. Nur leicht stiegen dagegen die LDL-Fraktionen. Auch die Spiegel von Apolipoprotein-B und -AI, zirkulierenden Fettsäuren, Triglyzeriden und allen Cholesterinfraktionen außer LDL-Cholesterin lagen bei COC-Anwenderinnen deutlich höher. Der relative Anteil der einzelnen Fettsäuren erwies sich ebenfalls als unterschiedlich: Im Vergleich zu nicht hormonell verhütenden Frauen war der Anteil gesättigter und einfach ungesättigter Fettsäuren höher, während sich mehrfach ungesättigte und Omega- 6-Fettsäuren sowie Linolsäure in geringerer Menge fanden. Praktisch keine Unterschiede ergaben sich dagegen bei Gestagenpräparaten.
Die beobachteten Veränderungen traten schon kurz nach Beginn der Pilleneinnahme ein, blieben dann über Jahre nahezu unverändert und normalisierten sich nach der Beendigung wieder. CW
Quelle:

Wang Q et al.: Effects of hormonal contraception on ... Int J Epidemiol 2016; doi: 10.1093/ije/dyw147

ICD-Codes: T88.7

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