Fachzeitschrift für Allgemeinmedizin und Innere Medizin. Die wichtigsten internationalen Studien und die neuesten Erkenntnisse für Allgemeinärzte, Praktiker, Internisten und Hausärzte.
Thymusdrüse ist auch für das erwachsene Immunsystem relevant
Der Thymusdrüse wird beim erwachsenen Menschen keine relevante Funktion beigemessen, weshalb sie bei vielen chirurgischen Eingriffen routinemäßig entfernt wird. Entgegen dieser Annahme scheint der Thymus aber auch im Erwachsenenalter eine Rolle für die Aufrechterhaltung der Immunkompetenz und der allgemeinen Gesundheit zu spielen.
Praxisfazit
Die Thymusdrüse scheint auch im Erwachsenenalter für die Immunfunktion wichtig zu sein. In der hier beschriebenen Studie erhöhte eine Entfernung der Thymusdrüse die Gesamtmortalität und das Krebsrisiko signifikant. Unter Ausschluss von Personen mit präoperativer Infektion, Krebs- oder Autoimmunerkrankung war die Thymektomie außerdem mit einem erhöhten Risiko für Autoimmunerkrankungen verbunden.
Eine Forschungsgruppe in den USA verglich das Risiko für Tod, Krebs und Autoimmunerkrankungen bei 1.146 erwachsenen Patient:innen, die sich einer Thymektomie unterzogen hatten, mit dem von ebenso vielen demografisch gematchten Kontrollpersonen, die sich einem ähnlichen kardiothorakalen Eingriff ohne Thymektomie unterzogen hatten. Zusätzlich wurden in einer Untergruppe der Patient:innen auch die T-Zell-Produktion und die Plasmazytokinspiegel verglichen.
Das Entfernen der Thymusdrüse hatte eindrückliche Folgen für das Risikoprofil der Teilnehmer:innen: Fünf Jahre nach der Operation war die Gesamtmortalität in der Thymektomie-Gruppe fast dreimal höher als in der Kontrollgruppe (8,1 vs. 2,8 %; Relatives Risiko, RR 2,9; 95 %-KI 1,7–4,8, siehe Abb. 1 A), das Krebsrisiko war doppelt so hoch (7,4 vs. 3,7 %; RR 2,0; 95 %-KI, 1,3–3,2 siehe Abb. 1 B). Bei Patient:innen mit post-operativem Krebs war die Thymektomie mit einer aggressiveren und wiederkehrenden Erkrankung verbunden.
Hinsichtlich des Risikos für Autoimmunerkrankungen fand man zunächst keinen signifikanten Unterschied (RR 1,1; 95 %-KI, 0,8–1,4). Nach Ausschluss von Patient:innen mit präoperativer Infektion, Krebs oder bereits bestehender Autoimmunerkrankung ergab sich aber für die thymektomierten Patient:innen gegenüber der Kontrollgruppe ein um 50 % höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen (12,3 vs. 7,9 %; RR 1,5; 95 %-KI, 1,02–2,2). In einer weiteren Analyse wurden die Risiken nach Thymektomie der Teilnehmer:innen mit mehr als fünf jährigem Follow-up mit der US-Gesamtbevölkerung verglichen. Dabei zeigten die Patient:innen, deren Thymusdrüse entfernt worden war, ebenso eine deutlich höhere Gesamtmortalität (9,0 vs. 5,2 %) als auch krebsbedingte Mortalität (2,3 vs. 1,5 %).
Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt.
Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung,
Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.