Die betagte Patientin wurde mit Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerz ins Krankenhaus aufgenommen. In der Vorgeschichte waren ein Bluthochdruck, Diabetes mellitus, chronische obstruktive Lungenerkrankung, Spondylarthropathie sowie Demenz bekannt. Wegen rezidivierender Harnwegsinfekte hatte sie die letzten zwei Wochen Antibiotika (Cefuroxim und Fluconazol) genommen. Bei den Aufnahmeuntersuchungen fielen Fieber, Leukozytose, Tachykardie, Hyperglykämie und ein erhöhtes Kreatinin auf (Leberwerte wurden nicht untersucht), im Urintest fanden sich Leukozyten und Erythrozyten; der Bauch war weich ohne Zeichen eines Peritonismus, in den Röntgenuntersuchungen von Thorax und Abdomen ergaben sich keine wegweisenden Befunde. Zu einer Abdomen-Sonographie kam es nicht mehr. Man diagnostizierte eine Sepsis aufgrund des Harnwegsinfektes. Innerhalb weniger Stunden verstarb die Patientin. Die Autopsie zeigte in der großen Leber einen multilokulären Leberabszess um eine 2,5 cm lange Fischgräte. Eine Perforationsstelle konnte allerdings weder im Bereich des Peritoneums noch des Magen-Darm-Traktes eruiert werden.
Ungewöhnliche Sepsis-Ursache
Praxis-Depesche 4/2002
Tod durch verschluckte Fischgräte
Eine seltene Ursache, die auf eine längst vergessene Mahlzeit zurückging, fand sich für die Blutvergiftung einer 86-jährigen Frau.
Quelle: de la Vega, M: A fish bone in the liver, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 358 (2001), Seiten: 982