Diabetes und Geburtsgewicht

Praxis-Depesche 1-2/2020

U-förmige Assoziation, aber warum?

Bereits frühkindliche und auch pränatale Gegebenheiten haben einen Einfluss auf das spätere Diabetesrisiko. Insbesondere auch das Geburtsgewicht scheint eine Rolle zu spielen. Allerdings sind die Erkenntnisse zu dieser Assoziation kontrovers. Jetzt zeigte eine große Kohortenstudie einen U-förmigen Zusammenhang.
Der etwas sperrige Titel der Studie lautete REACTION (Risk Evalution on cAncers in Chinese diabTic Individuals: a lONgitudinal study). Sie schloss fast 50.000 Menschen im Alter von mindestens 40 Jahren ein, von denen das Geburtsgewicht bekannt war. Bei diesen wurde eine Diabetes-Diagnose ggf. aufgrund eines auffälligen oralen Glucosetoleranztests oder eines erhöhten HbA1c gestellt.
Dabei zeigte sich, dass das Risiko für das Auftreten eines Diabetes mellitus sowohl bei geringem als auch bei hohem Geburtsgewicht erhöht war. Das Risiko bei einem Geburtsgewicht von unter 2.500 g war um 28 % erhöht und bei mehr als 4.000 g um 20 % – ein klassischer U-förmiger Zusammenhang also. Diese Assoziation war jedoch nur bei Menschen mit einem aktuellen BMI von mindestens 24 kg/m2 relevant und nicht bei normalem BMI.
„Fetale Programmierung“ wird die Hypothese genannt, nach der eine Unterernährung in utero später zu Diabetes führen kann. Dieser „Sparflammen-Phänotyp“ könnte in utero einen Selektionsvorteil darstellen, der sich dann später bei nutritiver Überversorgung ins Gegenteil verkehrt. CB
Quelle: Hu C et al.: Association between birth weight and diabetes: role of body mass index and lifestyle in later life. J Diabetes 2020; 12: 10-20
ICD-Codes: O24.9

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