Zucker

Wie Zucker zuckerkrank macht

Praxis-Depesche 7/2021

Übergewicht erklärt den Zusammenhang nur teilweise

Die Assoziation zwischen übermäßigem Zuckerkonsum und Typ-2-Diabetes lässt sich zum größten Teil über den BMI erklären – aber eben nicht nur, so das Fazit einer aktuellen Analyse.
Zwar gibt es zahlreiche Beobachtungsstudien, die die Beziehung von Typ-2- Diabetes (T2D) und der verzehrten Zuckermenge untersuchten, diese basieren aber meist auf Selbstauskünften der Proband: innen und sind daher fehleranfällig. Entsprechend wiedersprüchlich sind die Ergebnisse: Eine Metaanalyse von 2017, in die 15 prospektive Kohortenstudien an 251.261 Proband:innen eingeflossen sind, fand keine Assoziation des Gesamt-Zuckerkonsums und T2D. Die Autor:innen verwiesen jedoch auf die hohe Heterogenität der Einzelstudien. Eine positive Korrelation von Zuckerkonsum und T2D-Prävalenz zeigten dagegen Untersuchungen, die statt auf den Selbstauskünften der Proband: innen auf den aggregierten Schätzungen zum pro-Kopf-Zuckerkonsum auf Landesebene basierten. In diesen Studien war allerdings der BMI als Störfaktor nicht berücksichtigt worden. Das holten Forschende der Heinrich-Heine-Universität nun im Rahmen einer Mediationsanalyse nach: Sie prüften die Assoziation der T2DPrävalenz und dem pro-Kopf-Zuckerkonsum in 192 Ländern weltweit und berechneten den Einfluss des „Mediators“ Körpergewicht auf diese Beziehung.
Die Auswertung ergab, dass jeder Anstieg des pro-Kopf-Zuckerkonsums um 100 kcal pro Tag mit einer um 1,62 % höheren T2D-Prävalenz verbunden war. Nach Anpassung auf verschiedene Kovariaten wurde diese Assoziation zu 66 % über einen durch den Zuckerverzehr erhöhten BMI vermittelt. Demnach kann etwa ein Drittel des Zusammenhangs zwischen Zuckerverzehr und T2D auf andere Mechanismen als das Körpergewicht zurückgeführt werden: So tragen etwa große Mengen Zucker in der Nahrung zu einer insgesamt höheren glykämischen Last bei und damit zu einer geringeren Insulinsensitivität. Auch begünstigt ein hoher Zuckerkonsum die Entwicklung einer nicht-alkoholischen Fettleber, für die eine bidirektionale Assoziation mit T2D gezeigt wurde. Und es gibt Hinweise, dass verschiedene Arten von Zucker unterschiedliche Auswirkungen auf Insulinresistenz und Blutzuckerkontrolle haben. Unter anderem ergab eine vergangenes Jahr publizierte Metaanalyse, dass der diätetische isokalorische Austausch von Fruktose gegen Glukose einen günstigen Effekt auf die Insulinresistenz hat. RG
Quelle: Lang A: Association between per capita sugar consumption and diabetes prevalence mediated by the body mass index: results of ... Eur J Nutr 2020, doi: 10.1007/s00394-020-02401-2
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