Um den Zusammenhang zwischen Antibiotikaeinsatz, Darm- Mikrobiom und Asthma-Inzidenz bei Kindern zu definieren, nutzte diese Studie komplementäre Studiendesigns und drei unabhängige Erkenntnisquellen: bevölkerungsbasierte administrative Daten (n = 4,7 Mill.) aus British Columbia, Kanada, umfassende Daten auf individueller Ebene aus der prospektiven Geburtskohorte Canadian Healthy Infant Longitudinal Development (CHILD) (n = 2.644) und eine mechanistische Untersuchung einer Teilstichprobe der CHILD-Kohorte zur Beurteilung der Darm-Mikrobiota auf der Basis von 16S-rRNA-Gen-Sequenzierung (n = 917).
Auf Bevölkerungsebene zeigte die Asthma-Inzidenz bei Kindern in den Jahren von 2000 bis 2014 einen absoluten Rückgang um 7,1 Neudiagnosen pro 1.000 Kinder – von 27,3 auf 20,2. Die Verringerung der Inzidenz über den Studienzeitraum war mit einem abnehmenden Antibiotika-Einsatz im Säuglingsalter verbunden, von 1.253,8 Verschreibungen pro 1.000 Kinder auf 489,1. Sowohl auf Populations- als auch auf Individualebene zeigt diese Studie eine robuste Assoziation zwischen Antibiotikaexposition im ersten Lebensjahr und einem erhöhten Asthmarisiko in der frühen Kindheit. Das Darm-Mikrobiom erwies sich als signifikanter Mediator zwischen Antibiotika und Asthma, die sechs bakteriellen Taxa unterschieden sich in ihrer relativen Häufigkeit zwischen antibiotikaexponierten, asthmatischen Kindern und nicht exponierten, nicht asthmatischen Kindern.
Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass die in den letzten Jahren beobachtete Verringerung der Inzidenz von pädiatrischem Asthma ein unerwarteter Vorteil eines umsichtigen Antibiotikaeinsatzes im Säuglingsalter sein könnte, der über die Erhaltung des Darm-Mikrobioms wirkt. VW