Risikofaktoren

Praxis-Depesche 6/2016

Unerfüllter Kinderwunsch fördert Depressionen

Die psychische Belastung durch eine längere Fertilitätsbehandlung löst sowohl bei Patientinnen als auch bei ihren Partnern häufig eine Depression aus. Das zeigte eine USamerikanische Kohortenstudie.

Während einer 18-monatigen erfolglosen Fertilitätsbehandlung besuchten 174 Frauen und 144 ihrer Partner im Großraum San Francisco vier Gesprächstermine. Die Diagnose einer Major Depression wurde anhand eines spezifischen Fragebogens gestellt (Composite International Diagnostic Interview Major Depression module). Zusätzlich wurden soziodemographische Angaben erhoben.
39,1% der Patientinnen und 15,3% der Männer erfüllten bei mindestens einer der drei Folgeuntersuchungen die Kriterien einer Major Depression. Sieben Frauen (4,0%) und ein Mann (0,7%) zeigten an allen drei Terminen Zeichen einer Depression. Das Risiko für Depressionen stieg auf etwa das Zweieinhalbfache, wenn bereits zu Studienbeginn depressive oder angstbezogene Symptome vorlagen. Als größter Risikofaktor erwiesen sich depressive Episoden in der Vergangenheit. Lagen solche vor, stieg die Wahrscheinlichkeit während der Fertilitätsbehandlung eine Major Depression zu entwickeln, bei Frauen auf das Siebenfache, bei Männern auf das Zehnfache. Rechnete man den Einfluss der Baseline- Symptome heraus, blieb eine Erhöhung auf mehr als das Vierfache bei Frauen und mehr als das Siebenfache bei Männern erhalten. Die Unterstützung durch den Partner verringerte das Depressionsrisiko leicht, aber nicht signifikant. Die Autoren raten, vor einer Fertilitätsbehandlung routinemäßig nach früheren depressiven Erkrankungen zu fahnden, um Risikopersonen frühzeitig unterstützen zu können. CW
Quelle:

Holley SR et al.: Prevalence and predictors of major depressive... Fertil Steril 2015; 103: 1332-9

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