Sekundäres Vorhofflimmern

Praxis-Depesche 4/2016

Ursache weg, Risiko bleibt

Vorhofflimmer-Episoden gelten generell als rezidivfreudig. Aber wie sieht das bei sekundärem Vorhofflimmern aus, wenn der ursprüngliche Auslöser beseitigt ist?

Dieser Frage ging man nun nach, indem man 1409 Patienten der Framingham Heart Study analysierte, die alle eine erste Episode Vorhofflimmern (VHF) erlebt hatten. Dabei unterschied man, ob das VHF ohne erkennbare Ursache aufgetreten war, oder ob es sich um sekundäres VHF handelte. Die häufigsten sekundären Ursachen waren herz-/thoraxchirurgische Eingriffe (30%), Infektionen (23%), sonstige Chirurgie (20%) und akute Myokardinfarkte (18%). Seltenere Ursachen waren Perikarditis oder Herzbeuteltamponade (3%), thyreotoxische Krise (3%), Alkoholvergiftung (2%) und akute LE (1%).
Die Fünfjahres-Rezidivrate lag für das sekundäre VHF bei 42%, bei primärem VHF bei 59%. Die entsprechenden zehn- und 15-Jahresdaten betrugen 56 versus 69% bzw. 62 versus 71%. Das VHF-Rezidivrisiko war bei sekundärem VHF mit bekannter Ursache zwar 35% niedriger als bei der primären Form; dennoch war es klinisch durchaus relevant. Sowohl das Schlaganfall- als auch Mortalitätsrisiko war in beiden Gruppen vergleichbar. Eine Herzinsuffizienz trat nach sekundärem VHF allerdings signifikant seltener als bei primärem VHF auf (Risikoverhältnis 0,74).
Vorhofflimmern rezidiviert generell häufig, egal ob es beim ersten Mal ohne erkennbare Ursache aufgetreten ist, oder ob es sich um eine sekundäre Form handelt. Knapp zwei Drittel der Patienten, bei denen die eigentliche Arrhythmie- Ursache nicht mehr vorhanden war, erlitten später dennoch ein VHF-Rezidiv. Ob das Management solcher Patienten entsprechend der Richtlinien für primäres Vorhofflimmern sinnvoll ist, müssen weitere Studien noch klären. CB
Quelle:

Lubitz SA et al.: Long-term outcomes of secondary atrial fibrillation in the community. The Framingham Heart Study. Circulation 2015; 131: 1648-55

ICD-Codes: I48

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