Postkoitale Dysphorie

Praxis-Depesche 8/2016

Viele Frauen betroffen und doch meist im Verborgenen

Die meisten Untersuchungen zur weiblichen Sexualfunktion beziehen sich auf Aspekte, die vor oder während des Geschlechtsverkehrs zum Tragen kommen. Die postkoitale Dysphorie ist hingegen kaum erforscht. Dabei betrifft das Problem gar nicht so wenige Frauen.

Frauen mit postkoitaler Dysphorie (PCD) werden nach dem Geschlechtsverkehr von einer starken Melancholie oder Depression erfasst. Oft brechen sie grundlos und unvermittelt in Tränen aus, haben Angst oder Aggressionen. Die Ursachen dieses Phänomens sind unbekannt.
Um die Prävalenz und relevante psychologische Faktoren zu bestimmen, befragten Forscher in Australien 195 heterosexuelle und sexuell aktive Studentinnen, ob und wie häufig sie nach dem Sex Symptome einer PCD erlebt hatten. Die Sexualfunktion wertete man mit dem Female Sexual Functioning Index (FSFI) aus.
Fast die Hälfte der im Mittel knapp 26 Jahre alten Studentinnen hatte im Leben schon einmal PCD-Symptome erfahren, etwa 5,1% in den vergangenen vier Wochen. Häufig oder fast immer betroffen waren 2%. Störungen der sexuellen Funktion erhöhten die Häufigkeit von PCD-Symptomen signifikant, aber nur geringfügig. Bindungsängste bzw. -vermeidung sowie Selbstdifferenzierung erwiesen sich dagegen nicht als signifikante Risikofaktoren. Der wichtigste Prädiktor war das Erfahren von sexuellem Missbrauch in der Kindheit.
Die Autoren weisen darauf hin, die Daten mit Vorsicht zu genießen, denn es fehle an einem validierten Maß und einer klaren Definition. OH
Quelle:

Schweitzer RD et al.: Postcoital dysphoria: prevalence and psychological correlates. J Sex Med 2015; 3: 235-43

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