Adenomsuche im Rechtskolon

Praxis-Depesche 10/2015

Vorwärts oder rückwärts schauen?

Der Wert der Screening-Koloskopie ist unbestritten. Die Adenomsuche im rechtsseitigen Colon ascendens gestaltet sich aber manchmal schwieriger als in weiter aboral gelegenen Segmenten. Verbessert ein zweiter Rückzug durch das Rechtskolon innerhalb einer Untersuchungsprozedur die Adenomdetektionsrate (ADR)? Und führt man diesen besser in antegrader oder retroflektierter Blickrichtung durch?

850 Patienten, die sich einer Screeningoder Nachsorgekoloskopie unterziehen mussten, wurden in die Studie eingeschlossen. Bei allen erfolgte zunächst das Vorspiegeln bis ins terminale Ileum. Beim ersten Rückzug bis zur hepatischen Flexur wurden alle entdeckten Polypen entfernt. Danach randomisierte man in zwei Gruppen: In der ersten führte man das Koloskop in einem zweiten Durchgang mit antegradem Blick erneut durchs Colon ascendens (Gruppe A), in zweiterer in retroflektierter Blickrichtung (Gruppe R). Retroflexion konnte bei über 93% der Patienten erreicht werden. Die ADR unterschied sich zwischen der A- und R-Gruppe nicht (46 vs. 47%). Mindestens ein zusätzliches Adenom wurde beim zweiten rechtsseitigen Rückzug des Koloskops bei 10,5 bzw. 7,5% entdeckt (A vs. R). Dafür gab es Prädiktoren: höheres Patientenalter, Adenomfund beim ersten Durchgang, geringes selbst eingeschätztes Vertrauen des Koloskopeurs in den ersten Durchgang. Insgesamt kam es zu keinen unerwünschten Ereignissen. Man sollte das rechte Kolon unbedingt innerhalb einer Koloskopie-Sitzung ein zweites Mal begutachten, insbesondere wenn man beim ers ten Rückzug bereits rechtsseitig Adenome gefunden hat und wenn man sich bzgl. der „Qualität“ seiner ersten Runde nicht sicher ist. Ob man dann antegrad oder retroflektiert spiegelt, ist egal. CB

Quelle:

Kushnir VM et al.: Impact of retroflexion vs. second forward view examination of the right colon on adenoma detection: a comparison study. Am J Gastroenterol 2015; 110: 415-22

ICD-Codes: C18.2

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