Akutes Koronarsyndrom

Praxis-Depesche 5/2015

Wann die Thrombozytenfunktion testen?

Der Stellenwert von Thrombozytenfunktionstests bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) ist umstritten. Welche Tests gibt es und wann sind sie sinnvoll?

Thrombozytenfunktionstests (PFT) können helfen, nach perkutaner Intervention (PCI) das richtige Gleichgewicht zwischen Thromboseschutz und Blutung zu finden. Die am besten klinisch validierten standardisierten Tests beziehen sich auf P2Y12-Inhibitoren.
Im Rahmen einer Clopidogrel-Therapie kann eine hohe Thrombozytenreaktivität (TR) das Auftreten von Stent-Thrombosen prognostizieren (nach einem Jahr HR 2,49; 95% KI 1,43 - 4,31; p<0,001). Die TR hängt aber nicht allein von der Medikation ab, sondern auch von den klinischen Eigenschaften und Komorbiditäten des Patienten. Die vorläufigen Grenzwerte liegen bei jedem Test etwas anders. Die europäischen ACS-Leitlinien empfehlen als First-line-Therapie Prasugrel oder Ticagrelor, für die es hinsichtlich PFT noch keine Daten gibt. Nur bei Kontraindikation sollte die Behandlung mit Clopidogrel erfolgen. Der routinemäßige Test der Thrombozytenfunktion ist daher derzeit nicht vorgesehen. In Einzelfällen von unerwarteten thrombotischen oder blutungsassoziierten Komplikationen kann ein PFT aber hilfreiche Informationen liefern. Man kann ihn einsetzen, um die Patienten-Compliance zu überwachen und eventuell ein Absetzen der P2Y12-Hemmer zu erwägen. OH
Quelle:

Aradi D et al.: Platelet function testing in acute cardiac care – is there a role for prediction or prevention of stent thrombosis and bleeding? Thromb Haemost 2015; 113(2): 221-30

ICD-Codes: I24.9

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