Sauerstofftherapie

Praxis-Depesche 4/2020

Wann ist weniger mehr?

Die Sauerstofftherapie gehört zu den häufigsten Behandlungen in der modernen Medizin. Doch es wird immer deutlicher: Sie sollte wohl überlegt eingesetzt und dosiert werden. Ein aktueller Kommentar in JAMA fasst relevante Aspekte zusammen.
Eine Sauerstofftherapie kann auch Nebenwirkungen haben. Diese lassen sich in lokale und systemische unerwünschte Effekte aufteilen. Zu den lokalen unerwünschten Effekten in der Lunge gehört die Resorptionsatelektase aufgrund des Verdrängens des alveolären Stickstoffs durch eine zu hohe Sauerstoffkonzentration. Ein hoher Sauerstoffpartialdruck in der Lunge (Hyperoxie) führt außerdem zu hohen Konzentrationen von ROS (reaktive Sauerstoffspezies) und oxidativer Schädigung. Davon abzugrenzen ist eine Hyperoxemie, also ein hoher Sauerstoffpartialdruck im peripheren Blut, der für systemische Effekte verantwortlich ist. Über beide Formen von Nebenwirkungen wurde in der Akutversorgung berichtet – besonders wenn keine zelluläre Hypoxie vorlag, wenn es sich um eine akute physiologische Störung handelte und/oder wenn großzügig Sauerstoff zugeführt wurde. Allerdings ist nicht bekannt, wo genau die Schwellen und Dauer liegen, oberhalb derer eine Sauerstofftherapie Schäden hervorrufen kann.
Derzeit läuft eine Vielzahl von Studien zum Thema, die voraussichtlich dazu beitragen, den adäquaten Einsatz und die optimale Dosierung einer Sauerstofftherapie besser zu definieren. BA
Quelle: Munshi L, Ferguson ND: Evolving issues in oxygen therapy in acute care medicine JAMA 2020; 323: 607-8

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