Adenomdetektion bei der Koloskopie

Praxis-Depesche 2/2017

Wann Patienten besser umlagern?

Um bei der Koloskopie kein Adenom zu übersehen, sollte man sich beim Rückzug des Koloskops mindestens sechs Minuten Zeit lassen, den Darm sorgfältig säubern und entwässern und bei den Flexuren und Falten besonders genau hinsehen. Hilfreich ist auch eine adäquate luminale Distension. Diese kann man optimieren, indem man den Patienten je nach untersuchtem Darmabschnitt in die richtige Position dreht. Auf diese Weise kann man die Adenomdetektionsrate deutlich verbessern.

Kommentar

Ein Nachteil beim Umlagern des Patienten ist der benötigte Zeitaufwand. In der vorliegenden Studie dauerte jede Drehung des Patienten im Schnitt mehr als 30 Sekunden. Da es einfacher ist, den sedierten Patienten in Rückenlage zu bringen als ihn ganz auf die rechte Seite zu drehen, könnte man zumindest erwägen, den Patienten bei der Koloskopie des Querkolons in Rückenlage zu bringen. Ob sich dadurch auch die Adenomdetektion im linken Kolon verbessern lässt, ist bisher aber unklar.

Redaktion Praxis-Depesche
An sechs Krankenhäusern in Korea teilte man über 1000 Patienten im Alter zwischen 45 und 80 Jahren, die erstmals für eine Koloskopie unter Analogsedierung vorstellig wurden, in zwei Gruppen ein. Die Hälfte der Patienten wurde ausschließlich in linker Seitenlage koloskopiert. Die anderen Patienten lagen nur während des Koloskop-Rückzugs durch Zökum, Colon ascendens und rechte Kolonflexur auf der linken Körperseite. Für die Untersuchung des Querkolons brachte man die Patienten in Rückenlage und drehte sie dann auf die rechte Seite, um die linke Kolonflexur, das Colon descendens, Colon sigmoideum und das Rektum zu untersuchen.
Bei den umgelagerten Patienten fanden die Ärzte signifikant mehr Polypen und Adenome als bei den Patienten, die stets auf ihrer linken Seite lagen (54 vs. 47% bzw. 42 vs. 33%). Auch die durchschnittliche Zahl detektierter Adenome pro Patient fiel in der umpositionierten Gruppe signifikant höher aus (0,9±0,07 bzw. 0,67±0,06). Fortgeschrittene Adenome wurden dabei in beiden Gruppen mit etwa gleicher Häufigkeit identifiziert (8% mit und 6,5% ohne Positionswechsel). Dies galt für alle untersuchten Darmabschnitte im Querkolon und linken Kolon. Die Detektionsrate im rechten Kolon unterschied sich dagegen zwischen den Gruppen nicht signifikant.
Ärzte mit ohnehin hohen Detektionsraten fanden unabhängig von der Umlagerung der Patienten in etwa gleich viele Adenome. Untersucher mit relativ niedriger Detektionsrate konnten ihre Leistung durch die Umlagerung aber erheblich verbessern. OH
Quelle:

Lee SW et al.: Effect of dynamic position changes on adenoma detection during colonoscope withdrawal: a randomized controlled multicenter trial. Am J Gastroenterol 2016; 111: 63-9

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x