Prädiktion von Vorhofflimmern

Praxis-Depesche 12/2016

Was Biomarker verraten

Mit verschiedenen Risiko-Scores lässt sich das individuelle Risiko für das künftige Auftreten von Vorhofflimmern (VHF) einschätzen. Verschiedene Biomarker können helfen, die Genauigkeit der Vorhersagen zu verbessern und Möglichkeiten für präventive Strategien zu erkennen. Auf die folgenden Biomarker sollten Sie besonders achten.

Die bekanntesten Marker für eine Vergrößerung des linken Vorhofs sind natriuretische Peptide, die von den Herzmuskelzellen in Reaktion auf erhöhte Fülldrücke und der daraus resultierenden myokardialen Dehnung freigesetzt werden. In mehreren Studien erwiesen sich sowohl BNP als auch NTproBNP als robuste prädiktive Faktoren für die VHF-Inzidenz. Unter Berücksichtigung des BNP-Werts kann man die Risikoevaluation mittels des Scores der Framingham- Heart-Studie deutlich präzisieren.
Ein erhöhter Spiegel an proinflammatorischem C-reaktivem Protein (CRP) ist ebenfalls mit einem erhöhten VHF-Risiko assoziiert. Der Zusammenhang wurde auch bei postmyokardialen Patienten nachgewiesen.
 
Man kann das Risiko präzisieren
 
Die arterielle flussmediierte Dilatation (FMD) ist ein indirektes Maß für die bei endothelialer Dysfunktion verstärkte Freisetzung von Stickstoffoxid, ebenfalls ein Anzeiger für atriales Remodelling. In Studien zeigten Patienten mit persistentem VHF eine eingeschränkte FMD, die sich nach Wiederherstellung des Sinusrhythmus wieder verbesserte. Weitere Daten legen nahe, dass eine veränderte FMD dem Enstehen von VHF vorausgeht. Als prädiktiver Marker hat sich die FMD bislang aber noch nicht etabliert.
Auf Hypertonie, ein entzündliches Milieu und kardiovaskuläre Erkrankungen – wichtige Risikofaktoren für VHF – weist auch eine eingeschränkte Nierenfunktion (reduzierte glomeruläre Filtrationsrate, GFR; Albuminurie) hin. Besser als das Serumkreatinin erwies sich zur VHF-Risikobestimmung der Cystacin- C-Spiegel als Anzeiger für eine reduzierte GFR.
Als Prädiktor für koronare Herzkrankheit (KHK) lässt das Ausmaß der Koronarsklerose (coronary artery calcium, CAC) Rückschlüsse auf das Risiko für Vorhofflimmern zu. Wichtig ist auch die chronische degenerative Verkalkung des Mitralanulus (mitral annular calcification, MAC), die mit Diabetes und Hypertonie einhergeht. Sowohl MAC als auch CAC verbessern die Risikoprädiktion gemäß Score der Framingham-Heart-Studie.
 
ABI und P-Welle nicht vergessen
 
Diabetes und Raucherstatus können sich in peripheren arteriellen Erkrankungen niederschlagen, die durch den Knöchel-Arm-Index (ABI) diagnostiziert werden können. Dabei deuten abnormale ABI-Messungen <1,0 oder >1,4 auf ein erhöhtes Risiko für VHF hin.
Am kostengünstigsten kann man die P-Welle im EKG zur Risikoprädiktion nutzen. Eine verzögerte Vorhofdepolarisation durch zugrunde liegende atriale Fibrose, Dilatataion und erhöhte Fülldrücke äußert sich u. a. in einer verlängerten P-Welle. Treten im Rahmen eines standardmäßigen EKG Veränderungen in der P-Welle auf, sollte man daher geeignete präventive Maßnahmen gegen Vorhofflimmern erwägen, beispielsweise in Form von blutdrucksenkenden oder lipidsenkenden Therapien. OH
Quelle:

O’Neal WT et al.: Biomarkers and the prediction of atrial fibrillation: state of the art. Vasc Health Risk Manag 2016;12: 297-303

ICD-Codes: I48

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