Muskelschmerzen phasengerecht behandeln

Praxis-Depesche 5/2000

Was die Verspannung löst

Ein Arbeitskreis aus Experten der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) und anderer Gremien hat den Natriumkanal-Blocker Tolperison in Leitlinien zur Therapie von Rückenschmerzen aufgenommen. Die Substanz eignet sich als Basistherapeutikum bei chronischen Rückenschmerzen und bei allen tonusassoziierten Nozizeptorschmerzen.

Bei Muskelschmerzen spielt der differenzierte Einsatz der verfügbaren Therapeutika für den Erfolg die entscheidende Rolle. Akute Muskelschmerzen sprechen gut auf das Myotonolytikum Pridinol an. Dieses Medikament inhibiert die spinale Reizweiterleitung durch Blockade muskarinischer Rezeptoren am a-Motoneuron. So können am Rückenmark eintreffende Signale nicht mehr weitergeleitet werden, die pathologisch gesteigerte Erregung erreicht den Muskel nicht. Pridinol unterbindet auf diese Weise den Circulus vitiosus aus Verspannung und Schmerz. Physiotherapeutische, physikalische, mechanische oder psychologische Behandlungsmaßnahmen ergänzen seine Wirkung. Im weiteren Krankheitsverlauf reagieren die Nozizeptoren effektiver; sie schicken mehr Signale zum Rückenmark. Wegen der im Spinalganglion verstärkt ankommenden Aktionspotentiale werden vermehrt Neurotransmitter, Ionenkanäle und Rezeptoren synthetisiert. Selbst wenn jetzt der eigentliche Schmerzreiz wegfällt, bleibt das nozizeptive System aktiv. In diesem Stadium sollte der Natriumkanal-Blocker Tolperison eingesetzt werden. Er dämpft periphere Nozizeptoren. Der Erregungszustand klingt daraufhin ab. Ebenso wie bei akuten Muskelschmerzen, so stellen auch in diesem Schmerzstadium adjuvante Verfahren wie Physio-, physikalische, mechanische und psychologische Therapie wichtige Eckpfeiler der Behandlung dar.

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