Nephrogene systemische Fibrose

Praxis-Depesche 9/2015

Wie entsteht die gefürchtete Komplikation?

Bei der Kernspintomographie (MRT) wird oft Gadolinium als Kontrastmittel eingesetzt. Patienten mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz droht dabei allerdings eine gravierende Veränderung von Haut und evtl. inneren Organen.

Diese nephrogene systemische Fibrose (NSF) macht sich zunächst mit roten oder dunklen Flecken, Papeln oder Plaques an Händen und Füßen bemerkbar, die im Verlauf zu Hautverdi - ckungen und Indurationen fortschreiten. Das Bild ähnelt der Sklerodermie. Die Beweglichkeit der Gelenke wird beeinträchtigt. Ein Befall von Lungen, Herzmuskel, Skelettmuskulatur und Zwerchfell kommt vor. Eine Arbeitsgruppe aus Arkansas hatte schon festgestellt, dass Gadolinium-haltige Kontrastmittel zu einer systemischen Eisen-Mobilisierung und einer Differenzierung von Leukozyten in Ferroportin-exprimierende Fibrozyten führen. Die Rolle des Eisen-Metabolismus bei NSF erforschten sie weiter in einem Maus-Modell. Ein Teil der Tiere mit Niereninsuffizienz erhielten Gadolinium (Injektionen), ein Teil zusätzlich Deferipron (oral), einen Eisen-Chelatbildner. Die Mäuse entwickelten unter Gadolinium- Exposition typische Merkmale einer NSF, einschließlich Verdickung der Haut. In der Gruppe mit zusätzlichem Chelatbildner registrierte man eine signifikant dünnere Haut und weniger der genannten Infiltrationen. Zusätzliche In-vitro-Versuche zeigten, dass Gadolinium die Freisetzung von katalytischem Eisen bewirkt und dass dies mit Deferipron gehemmt werden kann. Der Chelator unterdrückte auch die Leukozyten-Differenzierung. Die Autoren haben gezeigt, dass die Veränderungen im Eisen-Handling, die Gadolinium induziert, mit Chelator-Therapie ausgebremst werden können. Das eröffnet eine Perspektive für die NSF-Prophylaxe bei Niereninsuffizienz. WE

Quelle:

Bose C et al.: Evidence suggesting a role of iron in a mouse model of nephrogenic systemic fibrosis. PLoS ONE 2015; 10 (8) e0136563

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