Onkologie

Arzt-Depesche 1/2018

Wie entsteht Hautkrebs?

Kutane Entartungen, die nicht zur Entität Melanom gehören (non-melanoma skin cancer, NMSC), stellen die am häufigsten diagnostizierte Krebskategorie dar. Man versteht ihre Pathogenese immer besser und versucht, daraus Schlüsse für vorbeugende Maßnahmen zu ziehen.

Basaliome (BCC) machen etwa 70% dieser Tumoren aus, Plattenepithelkarzinome (SCC) 25%. Beide Krebsarten weisen eine gute Prognose auf, vor allem bei früher Diagnose. Metastasen kommen bei BCC in einem von 14 Millionen Fällen vor; beim SCC variiert die Rate von 0,1 bis 9,9%. Letzteres ist für 75% der Todesfälle durch ein NMSC verantwortlich. Therapie der ersten Wahl ist immer die Exzision; es gibt aber eine Reihe von Alternativen (photodynamische, Kryotherapie, topisches Imiquimod bzw. Diclofenac). Ist eine exponierte Lokalisation betroffen (Gesicht), ist das ästhetische Ergebnis von herausragender Bedeutung.
Zu einem SCC können z. B. humane Papillomaviren (Typen 16, 18 und 31), vor allem aber auch Sonnenlicht beitragen. Rund 55% aller SCC manifestieren sich an Kopf oder Hals. Aktinische Keratosen (AK) gelten als die früheste Form dieses Malignoms; je nach Region kann die Hälfte der Bevölkerung betroffen sein. Ihre Entstehung stellt einen vielstufigen, kontinuierlichen Prozess dar.
UV-Strahlen rufen direkte und (durch Produktion freier Radikale und Immunsuppression) indirekte DNA-Schäden hervor. Dazu kommen weitere pathogene Effekte wie die Beeinflussung der p53-Expression. Ähnliche Wirkungen gehen von ionisierenden Strahlen (z. B. Röntgen in therapeutischer Dosis) aus. Die Rolle bestimmter HPV-Typen ist nicht geklärt. Möglicherweise üben solche Viren über die Suppression von Tumorsuppressor-Genen eine pathogene Wirkung aus. Auch karzinogene Chemikalien verschiedener Art können das Auftreten eines SCC begünstigen, vor allem Arsen.
Die große Bedeutung einer Immunsuppression zeigt sich darin, dass Empfänger von Organtransplantaten ein 30- bis 80-fach erhöhtes Risiko für ein NMSC tragen. Über die molekularen Assoziationen in diesem Kontext gibt es allerdings kontroverse Befunde.
Aktinische Keratosen können stabil bleiben, sich zurückbilden oder zu einem SCC werden. Dabei existieren verschiedene pathogenetische Wege. Ein „ neuer“ Subtyp ist die proliferative AK mit hoher Tendenz zur zunehmenden Malignität. Diese Form spricht auf Standardtherapien kaum an. Die Komplexität der Zusammenhänge zeigt die Tatsache, dass bei Japanern AK selten Vorläufer von SCC sind. Obwohl man viel über molekulare Mechanismen der kutanen Karzinogenese weiß, besteht das wirksamste prophylaktische Konzept im Schutz vor Sonnenlicht (vor allem vor der Mittagssonne). WE
Quelle:

Didona D et al.: Non melanoma skin cancer pathogenesis overview. Biomedicines 2018; 6(1): E6

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x