Opioid-Rotation

Praxis-Depesche 12/2016

Wie umrechnen?

Etwa ein Drittel aller Krebspatienten benötigen im Rahmen ihrer Schmerztherapie eine Opioid-Rotation (OR), also den Wechsel auf ein anderes Analgetikum. Es gibt zwar zahlreiche Expertenmeinungen, mit welchen Faktoren die jeweiligen Substanzen umzurechnen sind, aber strukturiert wurde das bis zuletzt kaum untersucht. Das holten Autoren aus Houston, USA, nun nach und veröffentlichten einen „evidenzbasierten“ Umrechnungsfaktor von transdermalem Fentanyl zu anderen starken Opioiden. Und das Beste daran: Sie wiesen gleich mit nach, dass die Umrechnung auch andersherum funktioniert.

Transdermales Fentanyl (T-Fenta) ist eines der am häufigsten von Onkologen bzw. Schmerzmedizinern verschriebenes Opioid für onkologische Patienten. Manchmal, in etwa einem Drittel aller Fälle, gibt es aber Gründe, auf ein anderes Opioid zu wechseln, z. B. wegen unzureichender analgetischer Wirkung, Opioid-induzierter Neurotoxizität oder wegen Pruritus durch das Klebepflaster, schlechter Adhärenz, akut-aufchronischer Schmerzen, und manchmal auch aus Kosten- oder Versicherungsgründen. Eine präzise Umrechnungsformel, wie die Folgesubstanz in Abhängigkeit der Erstsubstanz zu dosieren ist, gibt es nicht (ORR, opioid rotation ratio). Diese ORR wurde nun von den Autoren anhand von Aktenreviews von 938 Schmerzpatienten in ihrem Palliativzentrum retrospektiv berechnet. Angegeben wurde der Umrechnungsfaktor dann als Morphinäquivalenzdosis (MEDD).
Schlussendlich konnten die Daten von nur 47 Patienten ausgewertet werden (die von T-Fenta auf ein anderes starkes Opioid umgestellt wurden, und für die Follow-up-Schmerzwerte nach im Median 14 Tagen vorlagen). Das Durchschnittsalter lag bei 54 Jahren, und 77% litten unter einem fortgeschrittenem Malignom (32% gastrointestinal, 23% Kopf und Hals, 15% Sarkome). Die Gründe für die OR waren in 83% der Fälle unkontrollierte Schmerzen, bei 15% neurologische Nebenwirkungen und in 2% Übelkeit. In allen Fällen wurde von T-Fenta weg gewechselt, auf Methadon (53%), Morphin (21%), Oxycodon (17%) und Hydromorphon (9%). Die OR wurde dann als erfolgreich bewertet, wenn
  • sich der Schmerz nach ESAS-Schmerzskala (0 bis 10) um 30% oder 2 Punkte besserte, wenn der OR-Grund unzureichende Schmerzkontrolle war;
  • Nebenwirkungen verschwanden, wenn diese Auslöser der OR waren;
  • wenn sich der Schmerz nicht verschlechterte,
wenn der Wechselgrund Applikationsart-Wechsel oder Nebenwirkungen waren.

Eine Besonderheit der Berechnung lag darin, dass die Opioid-Dosen, die zur Behandlung der Durchbruchschmerzen verabreicht werden mussten, aus dem Schema herausgerechnet wurden, man daher eine „Netto-MEDD“ angeben konnte.

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