HIV und SARS-CoV-2

Praxis-Depesche

Wo stehen wir?

Der Deutschen AIDS Gesellschaft (DAIG) zufolge gibt es bislang keine Hinweise dafür, dass sich HIV-Patienten häufiger mit SARS-CoV-2 infizieren – vorausgesetzt, es handelt sich um einen medikamentös gut eingestellten Patienten ohne Begleiterkrankung.

Laut der DAIG ist auch der Krankheitsverlauf einer SARS-CoV-2-Infektion bei Patienten mit und ohne HIV vergleichbar. Dennoch sind Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei HIV-Patienten häufiger und treten im Schnitt früher auf als in der Allgemeinbevölkerung. Das erklärt auch, weshalb das Durchschnittsalter von HIV-Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion niedriger liegt als das infizierter Patienten ohne HIV. „Bei über-50-jährigen HIV-Patienten muss deshalb mit einem höheren Infektionsrisiko gerechnet werden“, so Dr. Christoph Boesecke vom Universitätsklinikum Bonn auf einer Veranstaltung von Gilead Sciences. „Auch, wenn die HIV-Infektion noch nicht lange bekannt ist oder der Patient medikamentös nicht gut eingestellt ist, besteht grundsätzlich eine höhere Wahrscheinlichkeit an COVID-19 zu erkranken oder schwerer zu erkranken.“
Auch deshalb ist in diesen Zeiten eine langfristig wirksame und verträgliche antiretrovirale Therapie wichtiger denn je. Um eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze zu erreichen, empfehlen internationale und deutsche Leitlinien bevorzugt Substanzkombinationen mit Integraseinhibitoren und zwei Nukleosid­analoga. Prof. Stefan Esser vom Universitätsklinikum Essen erklärt dazu: „Die Integrasehemmer Bictegravir (BIC) und Dolutegravir (DTG) zeigen in großen Langzeitstudien bei antiretroviral nicht vorbehandelten Patienten hervorragende Ergebnisse.“ Das bestätigt auch eine auf der diesjährigen Konferenz über Retroviren und Opportunistische Infektionen (CROI) vorgestellte Analyse, in die die gepoolten Daten der doppelblinden Phase-III-Studien 1489 und 1490 einflossen. Diese ergab eine vergleichbare Wirksamkeit des Single-Tablet-Regimes aus BIC, Emtricitabin (FTC) und Tenofoviralafenamid (TAF) und DTG-basierten Regimen nach knapp drei Jahren Behandlung. Allerdings wurden unter BIC/FTC/TAF signifikant weniger therapiebedingte Nebenwirkungen beobachtet. Die Abbruchraten waren unter beiden Regimen ähnlich niedrig (nach 48 Wochen < 3 %). Therapieassoziierte Resistenzen traten in keiner der Gruppen auf.
Entscheidend war auch, dass die Wirksamkeit von BIC/FTC/TAF bei älteren Patienten, also den über-50-Jährigen, vergleichbar zu der bei unter-50-Jährigen war. Die Rate der unerwünschten Ereignisse war ebenfalls unabhängig vom Alter.
„Das Eintabletten-Regime BIC/FTC/TAF erfüllt somit alle Ansprüche an die moderne antiretrovirale Therapie“, so Esser abschließend. „Dazu gehören eine hohe Wirksamkeit, wenig Nebenwirkungen, eine gute Langzeitverträglichkeit und eine hohe Resistenzbarriere. “ RG

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