Der 76-jährige Patient stellte sich in der kolorektalen Sprechstunde wegen einer ungewöhnlichen perianalen Läsion vor, die anal prolabierte. Sie wurde in Steinschnittlage in Vollnarkose exzidiert. Bereits im OP zeigte sich, dass es sich nicht um eine normale Hämorrhoide handelte, auch wenn dies vom äußeren Erscheinungsbild durchaus möglich gewesen wäre. Nach Teilung des Tumors trat nierenartiges Gewebe zum Vorschein. Das wurde auch vom Pathologen bestätigt: Es handelte sich um die Metastase eines klarzelligen Nierenzellkarzinoms (NCC).
Das passte zur Anamnese des Patienten, der sieben Jahre zuvor wegen eines klarzelligen NCC einer rechtsseitigen Nephroureterektomie unterzogen wurde. Später waren verdächtige Herde in der Lunge und ein Weichgewebstumor im Dünndarm gefunden worden, die beide nur beobachet wurden.
Nach der Metastasenresektion führte man erneut eine umfangreiche Bildgebung durch. Dabei zeigte sich eine intrakranielle Neubildung, die hochverdächtig auf eine Gehirnmetastase war. Der Patient wurde daraufhin an ein multidisziplinäres Betreuungsteam übergeben.
Malignitäten im Bereich des Analkanals, die nicht kolorektalen Ursprungs sind, sind eine absolute Rarität. Bislang gibt es nur vier Kasuistiken, in denen ein Tumorrezidiv eines nicht-kolorektalen Karzinoms in dieser Region beschrieben werden. Ein NCC-metastatischer Befall des Rektums wurde hier nun erst zum zweiten Mal überhaupt in der Literatur beschrieben – nach bestem Wissen der Autoren. CB