COVID-19 und die Haut I

Praxis-Depesche 9/2022

Dermale Symptome im Überblick

Je besser wir das SARS-CoV-2 kennenlernen, desto klarer wird: Das Virus wütet nicht nur in den Atemwegen, sondern im ganzen Körper, inklusive der Haut. Die wichtigsten dermatologischen Manifestationen sollte man kennen.
Praxisfazit
Tritt ein Hautausschlag im Kontext von COVID-19 auf, sollte man ihn nur nach Ausschluss anderer Differenzialdiagnosen, inklusive Therapienebenwirkungen und andere virale Infektionen, dem SARS-CoV-2 zuordnen.
Seit 2019 erstmals von einem Hautausschlag bei SARS-CoV-2-Infizierten die Rede war, sind über 1.500 Studien zu den Hautmanifestationen der COVID-19-Erkrankung erschienen. Schätzungen zufolge kommen sie bei etwa 6 % der Infizierten vor.
Am häufigsten sind nach aktuellem Erkenntnisstand makulopapuläre Eruptionen (etwa 36 bis 48 % aller Hautmanifestationen), inklusive Ausschlag und diffuser Papelbildung. Sie machen sich in der Regel innerhalb der ersten zwei Wochen nach Einsetzen der allgemeinen Infektionssymptome bemerkbar, korrellieren mit einem leichten COVID-19-Verlauf und heilen innerhalb von sieben bis zehn Tagen von selbst ab.
Die zweithäufigste Hautmanifestation mit einer Inzidenz von 23 bis 33 % sind erythematöse Pernio-ähnliche Läsionen (EPL), wobei manche Studien das Vorkommen von EPL höher einschätzen. Anders als die „klassischen“ Frostbeulen, werden sie gehäuft bei Kindern und Jüngeren mit mildem oder unauffälligem COVID-19-Verlauf ohne prädisponierende Faktoren und im milden Frühlingsklima beobachtet. Meist treten die Läsionen erst zehn bis 14 Tage nach Beginn der Infektionssymptomatik auf und gehen nach etwa zwei Wochen von selbst zurück.
 
Die meisten Hautsymptome heilen von selbst
So wie auch andere Infektionskrankheiten kann eine SARS-CoV-2-Infektion selten urtikarielle Läsionen auslösen. Sie setzen meist gleichzeitig mit anderen COVID-19-Symptomen ein und sind mit einem leichten Krankheitsverlauf und geringer Mortalität verbunden. Innerhalb von sieben Tagen heilen sie von alleine ab – andernfalls helfen Antihistaminika und/oder niedrigdosierte syste - mische Kortikosteroide.
Ebenfalls selten sind vesikobullöse Eruptionen, die sich als lokalisierte oder disseminierte Blasen in der palmoplantaren Region präsentieren. Sie treten etwa drei Tage nach allgemeinem Symptombeginn der Infektion auf und bleiben etwa 14 Tage bestehen, bevor sie wieder spontan zurückgehen. Sie sind mit einem leichten bis mittelschweren Infektionsverlauf assoziiert.
Darüber hinaus können in seltenen Fällen auch verschiedenste vaskuläre Hautmanifestationen auftreten, von Livedo über Purpura bis hin zur Nekrose. Sie kommen spät im Kontext von schweren Erkrankungsverläufen vor und sind oft assoziiert mit anderen thrombotischen Ereignissen. OB
Quelle: Seque CA et al.: Skin manifestations associated with COVID-19. An Bras Dermatol 2022; 97(1): 75-88
ICD-Codes: U07.1

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