Pollenflug steigert Infektanfälligkeit

SARS-CoV-2

Praxis-Depesche

Pollenflug steigert Infektanfälligkeit

Nimmt im Frühling die Pollenmenge in der Umgebungsluft zu, reagiert das Immunsystem in abgeschwächter Form auf Virusinfekte der Atemwege. Auch die Rate der SARS-CoV-2-Infektionen steigt mit der Pollenbelastung, wie jetzt eine groß angelegte Studie belegt hat.

Luftgetragene Pollen erklären im Schnitt 44 % der Schwankungen in der SARS-CoV-2-Infektionsrate, so das Ergebnis einer im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences erschienenen Studie, in die die Pollenflug-Informa­tionen von 130 Messstationen in 31 Ländern auf fünf Kontinenten eingeflossen sind. Der Großteil der Daten stammte aus europäischen Gebieten.
An Orten ohne Lockdown-Regelung kletterte die Infektionsrate um durchschnittlich 4 % nach oben, wenn die Pollenzahl um 100 ­Pollen/m3 stieg. So kamen im März 2020 in einigen deutschen Städten zeitweise bis zu 500 Pollen pro Tag auf einen Kubikmeter – was zu einem Anstieg der Infektionsrate um mehr als 20 % führte. Befand sich das Gebiet im Lockdown, bestand zwar ebenfalls eine signifikant positive Korrelation von Pollenkonzentration und Infektionsrate, jedoch war der Effekt weniger stark ausgeprägt. Die erhöhten Infektionszahlen waren mit einer Zeitverzögerung von etwa vier Tagen nach Anstieg der Pollenkonzentration beobachtbar, wobei auch Luftfeuchtigkeit und Temperatur eine Rolle spielten.
Grund für die erhöhte Infekttanfälligkeit könnte laut den Studienautor:innen die bei Pollenexposition verringerte Produktion antiviraler Interferone sein. Es sei daher unerheblich, ob eine Pollenallergie vorliegt oder nicht. Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf sollten deshalb über mögliche Schutzmaßnahmen informiert werden, wie das Tragen einer Staubfiltermaske sowie das Verfolgen der Pollenflugvorhersage. RG

Quelle: A. Damialis, S. Gilles et al.: Higher airborne pollen concentrations correlated with increased SARS-CoV-2 infection rates, as evidencedfrom 31 countries across the globe.
PNAS 2021; doi: 10.1073/pnas.2019034118
ICD-Codes: U07.1
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