SARS-CoV-2

Praxis-Depesche 4/2020

Virus über Stunden auf Flächen stabil

Ein Forscherteam untersuchte, wie lange das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) auf verschiedenen Oberflächen und in Aerosolen lebensfähig bleibt. Tatsächlich scheint sich die Stabilität des Virus nicht wesentlich von der seines nächsten Verwandten, SARS-CoV-1, zu unterscheiden. Das wirft Fragen auf.
Kommentar
Die Erkenntnisse über die Übertragungswege des SARSCoV- 2-Virus ändern sich derzeit rasch. Aktuelle Studien vermuten, dass das Virus in der Luft infektiöser ist als gedacht, und auch über die Atemluft übertragen wird
Unter Laborbedingungen prüften die Forscher des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIH) die Stabilität von SARS-CoV-2 in Aerosolen sowie auf vier verschiedenen Oberflflächen: Kunststoffff, Edelstahl, Kupfer und Pappe. Den Virustiter bestimmten sie anhand der tissue culture infectious dose (TCID50), also der notwendigen Dosis, um bei 50 % der Zellen in Kultur eine Infektion auszulösen. Auf Kupfer waren infektiöse Viren bis zu vier Stunden nachweisbar, auf Pappe bis zu einem Tag und auf Plastik und Edelstahl bis zu drei Tage. Allerdings nahm die Infektionsdosis über diese Zeiträume stark ab. In Aerosolen waren die Viren über die gesamte Dauer des Experiments (drei Stunden) stabil. Während dieser Zeit sank die Infektionsdosis nur geringfügig.
In der Studie verglichen die Forscher den neuartigen Coronavirus mit dem Erreger SARS-CoV-1, der die erstmals 2002 beobachtete Infektionskrankheit SARS ausgelöst hat. Überraschenderweise unterschied sich die Lebensfähigkeit beider Virenstämme auf den getesteten Materialien sowie in Aerosolen kaum. Somit seien die verschiedenen epidemiologischen Eigenschaften v on S ARS-CoV-2 u nd S ARS-CoV-1 n icht a uf U nterschiede in der Virusstabilität zurückzuführen, schlussfolgern die Studienautoren. Möglicherweise spielen andere Faktoren eine größere Rolle, darunter eine hohe Viruslast des neuartigen Coronavirus in den oberen Atemwegen sowie die Übertragung durch asymptomatische Patienten. Dennoch müssen die Ergebnisse der Studie mit Vorsicht interpretiert werden: Erstens können unter Laborbedingungen gewonnene Erkenntnisse selten eins zu eins in die Realität übersetzt werden. Zweitens handelte es sich um eine erste und verhältnismäßig kleine Studie. Zudem lässt die Untersuchung offffen, in welcher Form die Viren auf die Testoberflflächen aufgetragen wurden – ein Faktor, der die Stabilität des Virus zusätzlich beeinflflusst. RG
Quelle: van Doremalen N et al.: Aerosol and surface stability of SARS-CoV-2 as compared with SARS-CoV-1. N Engl J Med 2020; Epub Mär 17; doi: 10.1056/NEJMc2004973
ICD-Codes: U07.1

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